Neben den „normalen“ Distributionen, gibt es auch welche, die für bestimmte Aufgaben zusammengestellt sind. So gibt es etwas für Gamer, Schriftsteller, Grafiker und eben auch für Musiker und Aufnahmestudios.
Von letzteren würde ich AVLinux an erster Stelle nennen, denn da ist praktisch alles drin, was man an Programmen und Helferlein so braucht. So ist es, nicht nur für Anfänger, sehr gut geeignet. Zumindest theoretisch, denn viele werden ihre Lieblings DAW vermissen. Einige sind aber schon mit drin: Ardour welches quasi der Standard unter Linux ist, aber auch Reaper. Reaper ist nicht kostenlos und muss nach der Testphase gekauft werden. Alle Programme hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Auf der Webseite gibt es die nötigen Infos. Mir persönlich ist es zu überladen und seit der Version 23.x gibt es auch ein paar Bucks, die zwar teilweise behoben sind, aber noch nicht vollständig. Zudem gehen mir die flattrigen Anwendungsicons ziemlich auf den Geist.
Ein leistungsfähiger Rechner sollte auf jeden Fall zur Verfügung stehen. Man kann bei der Linux Installation auch eine so genannte SWAP Partition einrichten, die als Erweiterung des verbauten RAM dient. Die SWAP Partition sollte so groß sein, wie das verbaute RAM. Da die Größe in MB und nicht in GB angegeben werden muss, wird also die GB Größe mit 1024 multipliziert und so eingetragen. Und wie bei jedem Multimedia Studio, egal, ob Foto, Video, oder Musik, sollte ein zweiter Monitor angeschlossen sein.
Wine ist ebenfalls vorhanden, genau wie Yabridge. So kann man also auch Windows Software nutzen. Yabridge dient zur Konvertierung von VST Plugins in ein von Linux nutzbares Format.
Nach dem Start von AVlinux erscheint dieses Fenster auf dem Desktop. Hier kann man Videos ansehen, die Webseite besuchen, aber auch Wine und Yabridge Einstellungen vornehmen. Wenn man das Häkchen setzt, erscheint das Fenster bei jedem Start.
Der Startbildschirm. Ich habe die Sprache und Zeitzone schon auf Deutsch eingestellt und den Dashbereich mit den Anwendungen, welcher sich normalerweise am rechten Bildschirmrand befindet nach unten verschoben.
Wie gesagt, in AVlinux ist, bis vielleicht auf die Lieblingsdaw und VST Plugins alles drin, was man zum Arbeiten benötigt. Da ist es nur selbstverständlich, das man da erst mal durchblicken und sich einarbeiten muss. AV linux kann aus der Live Version, also nach dem Start vom USB Stick, nicht direkt installiert werden. Dazu geht man in der Startauswahl auf Grub und erst dann auf AVlinux. Ist die Software dann geladen, findet sich ein Icon auf dem Desktop zur Installation auf Festplatte.
Eine Alternative, die allerdings nur auf Linux eigene Programme und Utilities setzt, ist UBUNTU Studio. Es gibt noch weitere Distributionen, die sind allerdings Geschmacksache und werden von mir nicht empfohlen. Diese Distribution arbeitet zuverlässig und kann durch Nachinstallation der benötigten Anwendungen auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Wen es nicht stört, dass das System in englisch ist, oder gar französisch bevorzugt, der sollte sich mal Librazik 4 ansehen. Diese Linux Variante basiert auf Debian und ist, im Vergleich zu AV Linux recht aufgeräumt. Es sind alle möglichen Anwendungen enthalten, um unter Linux Musik zu machen und aufzunehmen, aber auch Viedeo und Grafikanwendungen sind vorhanden. Hier gibt es die Downloads. Dort findet sich die letzte und die vorletzte Version in englisch und französisch. Es sollte zunächst Debian installiert werden und zwar mit den „non free“ Treibern. Und es sollte eine LAN Verbindung bestehen, denn die WLAN Unterstützung ist, gelinde gesagt, nicht berauschend. Eine genauere Beschreibung zur Installation gibt es hier, in englisch.
Ich selber habe mich letztendlich dazu entschlossen, ein ganz „normales“ UBUNTU zu verwenden und die entsprechend meinen Anforderungen nötige Software selber zu installieren. Das hat auch den Hintergrund, das mit Studio One von PreSonus, demnächst eine Linux Variante erscheint, die unter UBUNTU läuft. Derzeit ist die Software noch in der BETA Phase. Sie sollte aber auch in Ubuntu Studio funktionieren.
Unabhängig von der Linux Variante kann natürlich Bitwig Studio oder Waveform installiert werden, die auch für Linux zur Verfügung stehen.
Hier noch ein Tipp um FL Studio unter UBUNTU zu verwenden. In die Konsole nacheinander die nachstehenden Befehle eingeben:
sudo apt update
sudo apt install snapd
sudo snap install flstudio –candidate
Entweder nutzt man dann die Trial Version, oder kauft sich die Version, welche man haben will. Hat man unter Windows schon eine Version erworben, sollte es möglich sein, sich auch unter Linux anzumelden.
FL-Studio unter Linux, mit der Versionsauswahl
FL-Studio mit einem Demosong
Weitere DAWs, die sich (wenn auch mit einigen Tricks) unter Linux installieren lassen:
Cakewalk by Bandlab
Cakewalk bzw. Sonar gibt es schon sehr lange und hatte sich etabliert, bis die Firma Gibson, damals Besitzer von Cakewalk, auf die Idee kam. den Laden dicht zu machen. Es dauerte dann eine Weile, bis die Firma Bandlab die Rechte kaufte und die Software wiederbelebte. Cakewalk by Bandlab ist die kostenlose Version, welche nur sporadisch gepfegt wird. Nichts desto Trotz ist es eine vollwertige DAW, ohne Einschränkungen, was Spuren, oder das laden von Plugins angeht. Bei der Installation unter Linux gibt es zwei Hürden, die sich aber leicht überwinden lassen. Zunächst gehen wir aber mal auf die Webseite von Bandlab, wo wir einen Account anlegen.
- Wird bei der Installation EdgeWebview2 herunter geladen und soll installiert werden. Der Rechner rödelt dann ewig herum. Abhilfe schafft man, indem man Q4Wine aufruft und dort auf den Reiter „Prozesse“ klickt. Da navigiert man zu EdgeWebview2, macht einen Rechtsklick auf den Eintrag und beendet den Prozess. Danach läuft die Installation bis zum Ende durch.
- Leider lässt sich der Bandlab Assistant nicht unter Linux öffnen und deshlb ist eine Online Registrierung nicht möglich. Man kann die Software aber auch offline registrieren. Die Möglichkeit findet man unter dem Reiter „Hilfe“. Dort klickt man auf Offline registrieren. Es wird eine Datei erstellt, die man auf einen USB Stick packt. Nun benötigt man das Cakewalk Product Center. Dieses muss auf einem Windows, oder macOS Rechner installiert werden. Dort meldet man sich an, gibt den Pfad zur Datei an und bekommt eine Antwortdatei, welche man dann in Cakewalk hochläd.
Cakewalk Product Center
Cakewalk mit 4 Spuren unter Linux
Und mit dem Neural Amp Modeler VST Plugin
N-Track
N-Track ist eine DAW aus Italien. Sie ist für Windows und Mac erhältlich. Die Windows Version kann auch unter Linux installiert werden. Die Testversion hat nur eine Größe von 224 MB. Nach dem ersten Start kommt eine Fehlermeldung, die besagt, dass die Audio Einstellungen nicht vorgenommen werden konnten. Stellt man diese Fehlermeldung ab und lässt sie auch nicht wieder anzeigen, kommt man dann doch ins Programm und kann dort die nötigen Einstellungen, was das Audio Interface und das MIDI Keyboard angeht, vornehmen.
Cubase
Auch Cubase lässt sich unter Linux installieren, zumindest die LE Version mit dem Software eLicenser. Mittlerweile sollte auch der Licenser Dongle erkannt werden, sodas auch die großen Versionen von Cubase funktionieren.
Luna
Die kostenlose Luna DAW habe ich nicht installieren können. Da scheitert es schon bei der Anmeldung im Assistenten. Schade.
Mixcraft
Auch Mixcraft 10 kann unter Linux installiert werden.
NI Access und Kontakt
NI Access kann in der aktuellen Version nicht installiert werden. Man muss die Version 1.1.4.1 benutzen, die man im Netz herunter laden kann.
Den kostenlosen Kontakt Player, oder Kontakt, kann man installieren. Allerdings fehlt die neueste Version bei den in Access angebotenen. Wer aber eh nur Kontakt Libraries nutzt, die die vorletzte Version benötigen, ist das kein Problem.
iLOK
Software, welchen einen iLok Eintrag benötigen, werden heftig diskutiert, da es sich ja um Software eines Drittanbieters handelt. Will man solch eine Software nutzen ist das, in der Regel kein Problem, denn die Softwareversion von iLok funktioniert einwandfrei unter Linux.
Brauche ich unbedingt eine spezielle Linux Variante, um ein Musik Studio einzurichten? Meine Antwart ist: NEIN.
Ich habe mir UBUNTU und dann Wine mit der Staging und der Q4Wine Software installiert. Man braucht dann noch Jack und Pipewire (beides für den Sound) dafür braucht man dann keinen ASIO Treiber für das Audio Interface. Und ich habe mir eine ältere Cakewalk Sonar X3 Version installiert. Man kann aber auch jede andere DAW nehmen, die unter Linux mit Wine installierbar ist. Vorteil gegenüber der Verwendung einer DAW, die native unter Linux läuft (Ardour, Bitwig, Reaper) ist, das man VST/VSTi Plugins nutzen kann, ohne diese konvertieren zu müssen.